Hallo Ihr Lieben,
Es dreht sich um folgende, längere Geschichte - ich würde mich so sehr freuen, wenn sich ein paar die Zeit nähmen, sie zu lesen und ehrlich zu schreiben, was sie darüber denken.
Also: Ich habe letztes Jahr Mitte August angefangen, im Theater zu hospitieren. Da hab ich einen Schauspieler kennen gelernt, der die Hauptrolle in diesem Stück spielte. Ich hatte in keinster Weise Interesse an ihm, unterhielt mich mit ihm, wie mit jedem anderen Spieler auch.
Nun eröffnete er mich Mitte September, dass er sich "sofort in mich verlieben würde", wäre ich nicht so jung. Ich würde so besonders sein, so klug reden und für mein Alter ungewöhnliche Sachen sagen.
Ich war - erschrocken. Und ging schnell auf Distanz. Hatte noch keinen Freund gehabt und mir war das alles, sehr sehr gruselig.
Dann haben wir uns aber doch wieder angenähert und das Thema "wir" nach einer Premierenfeier Anfang Oktober zur Sprache gebracht. Er meinte, ihm wäre der Altersunterschied gleich, denn er wolle das unbedingt probieren. Ich wollte nicht, denn ich war zu diesem Zeitpunkt der Meinung, dass meine Gefühle nicht ausreichen würde, um der Belastung "Altersunterschied" stand zu halten.
Zwei Wochen später begannen wir dann aus einem Zufall heraus, miteinander spazieren zu gehen. Immer die selbe Strecke durch ein Naturschutzgebiet am Stadtrand, Dauer: 2 Stunden pro Runde.
Drei Wochen später stand ich in seiner Wohnung und meinte, ich wäre mir nicht mehr sicher über das, was ich ihm zu Beginn der Monats gesagt habe.
Und seit dem dreht sich das Karussell unermüdlich. Denn nun vertrat er die "Ich will ja, aber wir können nicht, denn das würde nichts, weil ich so alt bin bzw. du so jung bist, wir setzen unsre Freundschaft aufs Spiel. . . " und so.
Ich wohnte zu diesem Zeitpunkt noch bei meinen Eltern und fuhr nach jeder Probe (mittlerweile aber eine andre Produktion, wir haben nicht mehr zusammen gearbeitet) mit dem Auto aufs Dorf bzw. nach der Kneipe zurück. - Und ich kann im Nachhinein wirklich nicht sagen, wie viele Stunden wir vor meinem Auto standen und geredet haben. Im Regen, im Wind - eben mitten im Herbst.
Ende November haben wir uns dann das erste Mal geküsst - ich hab bei ihm gepennt, allerdings im Gästezimmer. Wie gesagt: Nicht schüchtern, aber scheu und ängstlich ob allem, was Nähe zu einem Mann so mit sich bringt :-)
Dann ist er wieder krass auf Distanz gegangen, weil ihm das alles zu nah wurde und ich so jung und das ginge nicht und so weiter. . . - Mich hatte da fast ein Ehrgeiz gepackt, die Geschichte am Laufen zu halten. Und eben dieses "Er will mich nicht, deswegen will ich ihn."
Der Kontakt verlief sich mal, dann war er wieder sehr präsent und bis in den Januar rein wöchentlich ein, zwei Spaziergänge. Darunter waren "schlechte", in denen wir nur fast nur smalltalk pflegten, mal bessere, mal wirklich schöne, romantische (Ihr erinnert euch sicherlich an dieses unglaublichen Winter. . . )
Anfang Dezember zog ich dann letztlich doch zu Haus und wohnte nun Kneipen- und Theaterfreundlich mitten in der Stadt, musste nicht mehr Auto sonder konnte endlich Rad fahren.
Im Januar ist mir dann zum ersten Mal sein Verhältnis zu andren Frauen aufgefallen: Dass er mich nach einer Vorstellung fast erschrocken und sehr zurückhaltend begrüßt, weil er offensichtlich nicht mit mir sondern nur mit einer Statistin rechnete. Ich fragte ihn, ob wir am nächsten spazieren gehen würde: Ja, aber nicht so früh. . . - dabei waren wir nie früh raus gegangen.
Anfang Februar standen wir nach einem langen Kneipenabend vor meinem Haus und haben rumgeknutscht. Seit dem ersten Mal küssen das zweite mal erst. Am nächsten Abend die brutale Erdung: Ich hatte lange Probe, er hatte Premiere, ich kam um 00.30Uhr auf die Feier, er sitzt mit ner Sängerin in der Maske, allein, Raum dunkel, ich bin nicht blöd.
Am nächsten Tag eine Entschuldigung per Mail, er wäre total betrunken gewesen, es täte ihm leid. Ich: Verletzte, traurig, ausgetauscht und ziemlich sauer.
Zwei Tage später: Ich hab Premiere, danach Feier in der Kantine. Er setzt sich zu mir, drängt andere nach und nach aus dem Gespräch und wir reden zum 10000Mal über und. Er fängt an zu weinen, weil er nicht wisse, wie er mit mir umgehen soll und er wolle ja, aber es ginge nicht und er könne ja auch nicht nur ... und mit uns würde das nichts.
Ich denke: Puh - die Geschichte geht ihm echt nah.
Er geht, ich bleibe und werde von oben schon kurz erwähnter Statistin mit den Worten "Ach, du auch?!" abgefangen und in den Stunden bis zum Morgen stellt sich heraus, dass er mit ihr Anfang September anbandelte, ihr sehr schöne Augen gemacht hat, sie Ende September abgeblockt hat, weil er nicht frei für eine Beziehung sei (eine Geschichte um seine Ex, mit der er 8 Jahre zusammen war - würde nochmal genauso lang gehen. . . )
Wir sind dann auch bis zum SMS Vergleich gegangen, der aufdeckte, dass wir die selben "Liebe Grüße" und "Ich denk an dich"e bekommen haben. Bei ihr hat die zwar zu Oktober Beginn eingestellt und trotzdem bleibt ein fahler Beigeschmack, denn die beiden sind trotz einem Schlussstrich seinerseits immer wieder miteinander im Bett gelandet.
Ich wieder: Ausgetauscht, wütend, traurig, verwirrt.
Er simst: Bekomme böse mails von ****, wenn du nochmal reden möchtest, sag bescheid.
Ich wollte und er sagt am Telefon, dass das zwei verschiedene Paar Schuhe seien und ich ihm im Endeffekt wichtiger sei und mit ihr könne er nicht reden und die beiden fänden keinen Draht zueinander . . .
Ich wieder ganz naiv besänftigt. Was sollte ich ihm auch vorwerfen? Wir waren kein Paar, hatten nicht mal richtig was miteinander und irgendwie sah ich auch ein, dass er nicht immer, wenn ers denn auch anders haben könnte, allein ins Bett wollte.
Danach schlief der Kontakt etwas ein bis zum April, unregelmäßigere Spaziergänge, kaum SMS. Wir hatten viel Stress auf den Proben und hörten zwei Wochen gar nichts voneinander. Ich hab mir seine Premiere nicht angeschaut, ihm aber toi toi toi gewünscht und so zumindest einen kleinen "Danke" - "Bitte" Kontakt hergestellt.
Ich hatte wieder nach ihm Premiere, er sah sich die Vorstellung an und blieb natürlich auch noch zur Feier danach.
Ich hatte in den Wochen davor die Kneipe gemieden, weil es mich zu sehr gekränkt hätte, hätte ich ihn an andren Frauen rumhantieren sehen.
Auch das Mädel, dass mit ihm auf der letzten Premierenfeier zusammen gegangen ist, war da und wurde ordentlich angebaggert.
Ich nahm ihn letztlich beiseite und bat ihn darum, sich doch endlich eine Frau auszusuchen, aber mir nicht meine Feier zu versauen. Darauf er: Er wisse ja auch nicht und er rede mit all diesen Frauen und am Ende findet er mich eben doch am tollsten.
Letzten Endes habe ich in der Nacht bzw. an diesem Morgen das erste Mal "wirklich" bei ihm geschlafen. Wir haben zwar nur rumgeknutscht und ein wenig gefummelt - für mich aber die erste Nacht mit einem Mann und somit eben doch besonders.
Ab da sind wir immer wieder miteinander im Bett gelandet - meistens mit der "Wir sollten nicht, wir gewöhnen und daran, das geht nicht gut"-Diskussionen. Begleitend dazu immer noch regelmäßig die Spaziergänge, auf den wir uns aber benahmen wie immer, also ganz brav.
Wir haben dann im Juni sehr viel Zeit miteinander gehabt, waren fast täglich spazieren, abends zusammen im Theater, mal beieinander übernachtet, mal nicht. Dann war besagt komplizierte Ex da (die beiden sind seit fast 3 Jahren getrennt, waren 8 Jahre zusammen und telefonieren jeden verdammten Tag. Sie hat sich kurz nach der Trennung schwängern lassen und ist mit dem Vater des Kindes umgezogen - somit keine zweite Chance für das traurige Traumpaar.) Da bin ich ihm aus dem Weg gegangen, auch wenn er mich mehrere Male in deren Runde in die Kneipe einlud, aber was hätte ich da gesollt? Den beiden beim sich.beweinen zugucken? Oder als Eifersuchts-Tante herhalten?
Ende Juni haben wir das erste Mal miteinander geschlafen - ihr merkt: Ich schenk ihm fast all jene Momente, die nur einmal verschenkt werden können. Und sorge so dafür, mich noch als Greisin an ihn erinnern zu können. Super!
Die erste Juli Wochen haben wir so gut wie komplett zusammen verbracht. Jeden Tag spazieren, viel Reden, natürlich Fußball gucken. Er nahm mich mit in den Biergarten, wo ich in einer Runde von Leuten saß, die ich alle kannte, die mich aber nur als seine Bekannte oder Hospi ausm Theater kannten, da hatte er aber ausdauernd seine Hand auf meinem Bein und küsste mich vor allen. Was mich sehr wunderte.
Dann fuhr er weg, erst zu seinen Eltern, dann seinen Töchtern beim Umzug helfen (die beiden sind grade mal 3 Jahre jünger als ich. . . ) Eigentlich hätte er von dort aus gleich zur nächsten Urlaubsstation fahren können, kam dann aber nochmal hier her, das war letzten Donnerstag. Wir trafen uns noch am Abend, er schlief bei mir, am nächsten Tag spazieren gehen und an den See, abends DVD mit Sekt, Samstag habs n Fußballspiel, zu dem wir fuhren, einen Spaziergang und abends entspanntes Gammeln vor seinem Fernseher. Sonntagmorgen lagen wir einander heulend in den Armen, weil wir nicht wussten, wohin mit uns. Denn wirklich Aussicht auf eine sehr lange Beziehung hats nicht. Sein Job ist nicht der sicherste und wo ich fürs Studium landen werde steht auch noch in den Sternen.
Ich zweifelte lang daran, ob ers ernst meint, oder ob das, was ich höre und gesimst kriege, Phrasen sind, die er als Vorlagen jeder schickt. Dagegen sprechen aber ne Hand voll Sachen, finde ich: Dass er mich mit auf seinen Spaziergang mit seinem Bruder genommen hat, der nur einmal im Jahr aus den USA zu Besucht in Deutschland ist, die Spaziergänge generell (Ich würde nie mit jemanden, den ich nicht wirklich mag, über Monate jede Woche Stundenlang spazieren gehen) und auch die Dauer und der ganze Vorlauf, während dem er immer nur sagte, dass er eigentlich wolle, aber nichts kaputt machen wolle.
Nun ist er bis Anfang August weg und ich vermisse ihn, drehe alle zehn Minuten am Handy rum, um zu schauen, ob ne SMS gekommen ist und zieh ne Fluppe, wenn keine da ist.
Genau sagen, wie ich zu ihm stehe bzw. vor allem was ich von ihm/und will, kann ich nicht. Mal denke ich: Ja! Ich will das! Jetzt, egal, was danach kommt. Und dann wieder: So ein Schwachsinn! Es geht nicht, es hat keinerlei Perspektive, wo soll das hin?!
Und dann immer dieser schale Hintergedanke: Spielt er nur? Tut er nur so, als wär ich ihm viel? Krieg ich in 3 Wochen richtig auf die Fresse von ihm, weil ne andre an meinen Platz rückt?
Der Grund, weswegen wir Sonntagfrüh nicht gesagt haben: Machma! ist wohl eben tatsächlich das Alter und die Angst vor dem Scheitern. Wir werden - ob als Paar oder in dieser Konstellation - so oder so an dem Punkt ankommen, an dem es nicht mehr weiter geht. Also besser so laufen lassen, als sich noch mal näher, alltäglich näher zu kommen?
Für all jene, dies bis hierhin geschafft haben: Was meint ihr? Irgendwelche spontanen Reaktionen wie: Kind, lass es ! ? Ich wär um Antworten so dankbar, denn ich dreh mich mit meinen Gedanken mittlerweile seit Monaten im Kreis. . .