Hallo,
ich bin neu hier, dementsprechend ist dies mein erster Post. Normalerweise mache ich meine Probleme nicht öffentlich, aber meine momentane Situation überfordert mich stark. Ich habe hier recht weit ausgeholt und bin zum Teil sehr ins Detail gegangen, aber ich glaube das hilft dem Verständnis der Gegebenheiten.
Gemäß der Betitelung des Threads geht es um meine in Frage stehende Beziehung. Ich bin 22 Jahre alt, meine Freundin ist fast 19. Wir sind zusammen gekommen, als sie 16 und ich 19 war und es ist meine erste und ihre dritte Beziehung. Obwohl unsere Persönlichkeitstypen und Interessen sich mehr oder weniger stark unterscheiden, verliefen die mittlerweile 32 Monate meist harmonisch und geprägt von Kompromissen, die, wie ich unterstellen muss, für uns beide gut funktioniert haben.
(Sie ist ziemlich extravertiert, ich größtenteils introvertiert. Das äußert sich in unserer Beziehung vor allem darin, dass sie gerne feiern und tanzen geht, ich es aber bevorzuge, in einer ruhigen Runde gepflegt 1-2 Bier zu trinken, repräsentativ gesprochen. Ich habe sie allerdings noch nie vom Feiern abgehalten, ab und zu waren wir auch zusammen weg. Sie hat zwar manchmal gemeint, sie würde es vermissen, öfter wegzugehen, aber würde auch einsehen, dass man nicht jedes Wochenende saufen geht, wenn man in einer Beziehung ist und dass ich sie nie davon abgehalten hätte.)
Die Situation stellt sich wie folgt dar: Am letzten Sonntag ist meine Freundin von ihrer 7-tägigen Abifahrt wieder gekommen. Sie verhielt sich distanziert, was ich anfangs aber auf ihre Müdigkeit und die Erkältung schob, die sie sich zugezogen hatte. Relativ schnell kam ich aber auf ihre Distanziertheit zu sprechen, nachdem mir ihr Verhalten doch etwas unüblich erschien. Im Groben eröffnete sie mir, sie hätte "nicht oft" an zu Hause gedacht, "so viel" Spass gehabt mit ihren Freunden, mich "weniger" vermisst, als üblich und sich auch "weniger" oder "kaum" auf mich gefreut, wäre sogar fast enttäuscht, nach Hause zu kommen und zum Zeitpunkt des Gesprächs würde sie sich "komisch" mit mir fühlen.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich angenommen, dass es ein Overflow an positiven Erfahrungen war, der sie in den 7 Tagen überwältigt hat und dass sie sich nach einiger Zeit zu Hause wieder an die gewohnten Verhältnisse gewöhnen würde. Ich bin im Anschluss an das Gespräch nach Hause gefahren.
Am Montag haben wir uns zu einem Spaziergang getroffen. Zunächst haben wir uns über Belanglosigkeiten unterhalten, dann meinte sie, sie hätte das Gefühl, mit einem guten Freund zu sprechen, aber nicht mit ihrem Partner. Sie hätte kein Bedürfnis nach Nähe, Küssen, Sex. Also keine romantischen Gefühle. Das hätte sie so noch nie erlebt. Außerdem hätte sie im Urlaub neue Leute kennen gelernt, was sie ja so mag, darunter auch einen Typen, der ihr sympathisch wäre. Jetzt müsse sie immer noch an ihn denken, was sie so auch noch nie (zumindest in unserer Beziehung) erlebt habe. Sie hat beteuert, dass sie mich nicht betrogen hat, also nicht körperlich mit ihm geworden ist, was ich ihr auch glaube.
Sie hätte auf jeden Fall keine Verliebtheits-Gefühle mehr, also kein Kribbeln usw. Alarmierend fand ich aber einige ihrer Erklärungsansätze, die sich im Verlauf des Gesprächs äußerten. Beispielsweise meinte sie, wir wären ja schon zusammen seit sie 16 war und in der Zeit tue sich ja viel und vielleicht ist das einfach so, wenn man schon so früh zusammen kommt... Oder manchmal merke man "solche Sachen"(wie reduzierte Gefühle) eben erst mit etwas Abstand. Dazu aber später noch mehr.
Ich habe auf der Grundlage dagegen argumentiert, dass ich ebenfalls schon Unsicherheiten im Bezug auf meine Gefühle für sie erlebt habe, diese Probleme aber immer in den Griff gekriegt habe, weil ich lösungsorientiert gedacht und im Hinterkopf behalten habe, dass ich sie will, die Beziehung will und dass sie mir wichtig genug ist, um wieder Stabilität in der Beziehung herzustellen. Ich glaube, zu dem Thema "Verliebtheitsgefühle nach 2 1/2 Jahren" muss ich nichts mehr schreiben.. Habe ihr dazu auf jeden Fall gesagt, dass ich schon eine ganze Weile(lol) nicht mehr "verliebt" bin und sie trotzdem liebe und genau weiß, wie wichtig sie mir ist.
In erster Linie war sie überrascht über die oben beschriebenen vergangenen Unsicherheiten meinerseits, weil sie dachte, dass wir uns "alles erzählen". Ich halte es aber nicht für sinnvoll, Dinge, die eventuell keine Bedeutung haben, an die große Glocke zu hängen, weil das, wie man sieht, großen Schaden anrichten kann und nichts bringt, wenn diese Dinge sich als nichtig herausstellen. Das habe ich ihr auch gesagt. Desweiteren habe ich ein Paar aus unserem Freundeskreis als Beispiel angeführt, das jetzt seit gut 4 Jahren zusammen ist, obwohl es zwischendurch auch sehr ernste Probleme zwischen ihnen gab. Darauf meinte sie allerdings etwas nach dem Motto "Ist das dann das Wahre?"
Wir sind so verblieben, dass wir eine Beziehungspause einlegen und sie so Zeit bekommt, darüber nachzudenken was sie fühlt und "will". Dazu hat sie gesagt, sie will "gucken, ob sie jeden Tag an mich denken muss" und "ob sie mich vermisst", also praktisch will sie warten, ob ihre Gefühle zurück kommen, bis sie irgendwas entscheidet.
Der Titel des Threads ist aber nicht umsonst "aus nach 7 Tagen?". Ich finde, das was sich aus ihren Äußerungen herauslesen lässt, geht in eine vollkommen falsche Richtung, wenn es darum geht, die Beziehung zu erhalten.
Ich gehe natürlich davon aus, dass dies ihr Ziel ist, weil sie sich dementsprechend verhalten hat und weil eine Beziehung, die so lange gedauert hat, nicht nach 7 Tagen aus dem nichts endet.
Ich habe den Eindruck, sie hat ein Ideal von einer Beziehung im Kopf und sobald diesem Ideal nicht mehr entsprochen wird, steht die Beziehung erst in Frage und wird dann beendet, wenn sich gefühlsmäßig nichts Gegenteiliges tut. Das finde ich infantil. Nach meinem Begreifen einer Beziehung kommt es früher oder später immer zu Situationen, in denen man sich seiner Gefühle nicht sicher ist. Entscheidend ist hier aber, wie man damit umgeht. Entweder, die Beziehung ist einem rational gesehen wichtig genug und zwar unabhängig von Emotionen(!!) (natürlich muss ein Mindestmaß an Gefühlen da sein, auf deren Grundlage sich die Beziehung dann weiter entfalten kann, aber es muss nicht ständig Wolke 7 sein), sodass man darum kämpft und sich Lösungen überlegt oder eben nicht. Entscheidender Fakt hierbei ist, dass der Wille, die Beziehung zu erhalten in erster Linie rational ist.
(Ich selbst hatte wie gesagt ebenfalls bereits die 2-3 mal Situation, dass ich kaum romantische Gefühle mehr für sie hatte, was ich aber auch durch den situativen Kontext begründet habe. Ich habe aber wie gesagt zunächst nichts gesagt und es hat sich alles wieder zum Guten gewendet.)
Sie hingegen, so meine Befürchtung, wartet jetzt, wie sie selbst schon sagt, ab, ob ihre Gefühle wieder kommen und wenn das nicht der Fall sein sollte (wovon ich ausgehe), wirds das wohl gewesen sein. Natürlich ist sie auch nicht SO verklärt, dass sie sich nicht überlegen würde, woran es jetzt gelegen hat, dass es so gekommen ist, aber sie wird ihre Entscheidung auf Grundlage ihrer emotionalen Lage treffen.
Weiterhin finde ich ihr Verhalten im Urlaub nicht tragbar. Wenn ich merke, dass mir eine Person mehr gefällt, als sie sollte, dann breche ich den Kontakt ab, um meine Beziehung nicht zu gefährden. Natürlich ist das schwierig, wenn man jeden Tag betrunken ist. Aber sowas sollte als gegeben vorausgesetzt werden. Es wird immer Menschen geben, die einem gefallen.
Für eine Faktorenanalyse zur aktuellen Situation und für begründete Urteile zum weiteren Verfahren ist selbstverständlich auch die Vorgeschichte interessant, sowie auch ihr Verhalten im Urlaub.
Wie in jeder Beziehung gab es bei uns Höhen und Tiefen. Ich kann aber sagen, obwohl wir schon mehrfach teils sehr kräftezehrende Auseinandersetzungen über Grundlegendes hatten, dass sich diese Auseinandersetzungen stets so gelöst haben, dass wir praktisch ein neues Level von Vertrautheit und "Aufeinander-Eingestelltheit" erreicht haben. Wir haben jedes mal gekämpft und jedes mal sind wir mit der Situation fertig geworden und es hat uns näher zusammen gebracht.
Wir haben uns beide stets bemüht, die Beziehung "jung" zu halten durch verschiedene Aufmerksamkeiten und Aktivitäten. Vor weniger als 2 Monaten erst habe ich als Überraschung für sie mit ihr ein Liebesschloss an der Hohenzollernbrücke in Köln angebracht. Ich glaube also nicht, dass man hier davon reden kann, wir hätten uns auseinander gelebt oder es wäre einfach kein "Pepp" mehr in der Beziehung, obwohl es natürlich auch "ruhigere" Phasen gab, in denen mal nicht so viel passiert ist.
In den letzten beiden Monaten hatten wir aber ein eingeschränktes Sexualleben, weil sie ständig das ein oder andere Wehwechen hatte oder zu erschöpft war, sodass die beziehungserhaltenden Hormone, die beim Sex ausgeschüttet werden vielleicht etwas kurz gekommen sind? Ihr ist Sex übrigens nicht so wichtig wie mir.
Im Zuge dessen fühlte sie sich auch von mir unter Druck gesetzt, wenn ich sie (zum Teil wiederholt) gefragt habe, ob sie Lust auf Sex hätte. Ich habe mich dann natürlich bemüht, darauf zu achten, aber ich bin auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen.
Für sie hat sich in letzter Zeit geändert, dass sie nach den Abiprüfungen keine Schule mehr hat. Ich habe im April mein Studium aufgenommen und muss viel Zeit investieren und mich auch erstmal an die Situation gewöhnen.
Das hat bei uns insofern Auswirkungen gehabt, dass ich Schwierigkeiten hatte, das Studium, die Beziehung, das Fitness-Studio und etwas Zeit für mich unter einen Hut zu bringen und sie ab und zu dann (berechtigterweise) Dinge wie "Du sagst du musst lernen und dann spielst du Gitarre, dann hätten wir uns auch treffen können.." gesagt hat.
Dazu habe ich ihr aber gesagt, sobald ich mich an das Studium gewöhnt habe und meine Zeit koordinieren kann, wird sich alles wieder geben, was sie so auch akzeptiert hat.
Wir sind es gewohnt, einander ab und zu länger mal nicht zu sehen, weil sie mehrmals im Jahr wegfährt, fast nur mit ihren Eltern und durch meine Bundeswehrzeit. Maximum war hier ein Monat Urlaub, den sie mit ihren Eltern verbracht hat. Als sie wieder kam, war aber sofort alles wie vorher.
Vor dem jetzigen Urlaub hatten wir auch 1-2 kleinere Streits, in denen sie mir vorgeworfen hat, ich zeige ihr weniger Liebe als vorher (was sie aber mit Beispielen begründet hat, wie: Sie geht ins Bett, ich gucke eine Folge einer Serie zu Ende in der Erwartung sie noch wach vorzufinden, sie schläft. Am nächsten Morgen heißt es, ich hätte nicht mal gute Nacht gesagt. Erklärung: ich dachte, sie wäre dann noch wach, von ihr akzeptiert).
Laut ihr war auch allgemein alles okay vor der Abreise. Es fielen sogar Sätze wie "Kannst du nicht mitkommen?" und "Wenn ich zurück bin, schlafe ich jeden Tag bei dir".
Im Urlaub hat sie jeden Tag Alkohol getrunken und war wahrscheinlich auch jeden Tag betrunken. Sie hat sich an 5 von 7 Tagen gemeldet, aber war nicht besonders herzlich, ich aber ebenso wenig. Ich weiß nicht, in welchen Ausmaßen das jetzt relevant ist, aber ich glaube, dass so viel Alkohol das Gehirn ganz schön durcheinander bringen kann.
Die genannten Faktoren können vielleicht zu Unzufriedenheit führen, aber meines Erachtens ist nichts davon unabänderbar oder so wichtig, dass es die ganze Beziehung in Frage stellt, auch nicht akkumuliert gesehen. Es gab nämlich dazwischen natürlich auch normal schöne Momente, wie üblich.
Dazu ist noch zu sagen, dass wir eigentlich zusammen ziehen wollten und uns somit eine gemeinsame Zukunft vorgestellt haben. Natürlich hatten wir beide Zweifel, aber das halte ich für normal. Ich kann deswegen nicht akzeptieren, so im Regen stehen gelassen zu werden. Ich habe sehr viel emotionales Kapital in diese Beziehung investiert und ich will nicht, dass es auf diese Weise zu Ende geht. Das wäre der ganzen Sache auch nicht würdig.
Wenn man sich vor Augen hält, dass wir stets gekämpft und nach Lösungen gesucht haben, wenn wir Probleme hatten, halte ich es auch für widersinnig, die ganze Beziehung jetzt wegen Emotionen, die vielleicht kurzweilig nicht mehr da sind, zu beenden.
Ich habe direkt am Dienstag Morgen gegen unsere Vereinbarung, Funkstille zu halten, verstoßen und ihr eine Nachricht geschrieben, in der meinen Standpunkt klar gemacht und versucht habe, ihr diese Kämpfer-Mentalität zu vermitteln. Seitdem habe ich nichts mehr unternommen.
Ich plane jetzt, bis zum nächsten Montag abzuwarten und sie dann erneut um ein Gespräch zu bitten und eine Chance zu verlangen, die Beziehung zu retten, egal wie sie antwortet. Ich kann ihr nicht, wie vereinbart, so viel Zeit geben wie sie braucht, weil ich nicht essen, schlafen und lernen kann und auch sonst zu nichts zu gebrauchen bin. Außerdem, wenn ich ein mal anfange, diesen (wahrscheinlich) vorausliegenden Verlust zu verarbeiten, dann ist es für uns beide zu spät.
Es stellt sich aber auch die Frage, ob ich ihr noch vertrauen kann, selbst wenn sie sich dazu durchringt, es noch mal zu versuchen. Noch wichtiger, ob ich dann wirklich mit ihr zusammen ziehen kann.
Ich wäre für neue Perspektiven, Anregungen, Lösungsansätze und Kommentare sehr dankbar und generell bin ich es auch dafür, dass man sich mit meinen doch recht ausführlichen Ausführungen beschäftigt.