Diskriminierung und Vorurteile sind...
extrem schaedlich, selbst wenn sie einem das Leben kurz- und mittelfristig vermeintlich erleichtern.
Ok, mit solch einem Allgemeinposten kannst du wenig anfangen, deswegen sollst du zumindest wissen, dass in deiner Entscheidung dich zu outen ja/nein, sicherlich nicht allein bist. Es gibt viele Menschen, die mit sich aehnliche Weise mit sich hadern.
Das andere ist ein gesellschaftliches Problem, was du ansprichst. Du musst dir einfach klar werden, dass es viele Menschen gibt, die nicht deinen geistigen Horizont haben, da es ihnen an Intellekt, Empathie und Lebenserfahrung fehlt.
Aber um vollends tolerant zu werden, muss man die Intoleranz verstehen, wie sie funktioniert, wie sie sich entwickelt und legitimiert. Sonst endet es so, wie du gesagt hast: Jeder hasst jeden. Die einen gegen die anderen.
Zunaechst einmal, so bloed das jetzt auch klingt, sind viele Dinge, die du auf der Straße hoerst, in der Regel harmloses Geschwaetz. "Du Spasti" bedeutet nicht, dass dein Gegenueber ein geistig behinderter Mensch ist, dessen Zustand verachtenswert ist. So weit denkt doch keiner... Genauso wenig wie "du Homo" etc. Es ist meist eine voellig beliebige gewaehlte Beleidigung, die aus einem Standard-Repertoire willkuerlich herausgenommen wird. Es hat also keine Bedeutung, ueber den soziokulturellen Umgang mit Konfliktsituationen hinaus... Und gerade, wenn man solche begriffe tabuisiert oder es zumindest versucht, werden sie attraktiv, weil sie die Gemueter erregen... Was fuer die einen voellig harmlos erscheint, ist fuer die anderen eine handfeste Kraenkung.
Dann muss man die Gefuehlswelt der Menschen verstehen. Ich halte mich selbst fuer einen sehr bedachten Menschen, jemand, der seine eigenen Handlungen und Gefuehle sorgfaeltig reflektiert. Ich habe schwule Freunde, lesbische Freunde, und Freunde verschiedener Ethnien. Auch verstehe ich, dass man Andersartigkeit akzeptieren und respektieren muss - und genauso lebe ich mein Leben. Ich halte mich fuer sehr tolerant.
Aber, und das ist fuer mich der springende Punkt. Und ich hoffe, dass das nicht falsch verstanden wird, da ich durchaus differenzieren kann zwischen Gefuehlen und Gedanken: Wenn ich zB. sehe, wie sich zwei Maenner kuessen, wenn ich es mir nur vorstelle oder auch jetzt beim Schreiben, empfinde ich ein Gefuehl des Unwohlseins, um nicht zu sagen des Ekels. Es ist ein Gefuehl, gegen das ich ankaempfen kann wie ich moechte, es funktioniert einfach nicht.
Dieser Punkt, so merkwuerdig das jetzt erscheinen mag, ist aber fuer mein Leben und mein Verstaendnis anderer Menschen unglaublich wichtig: Gerade bei Menschen, bei denen man argumentativ nicht voran kommt, weil es ihnen an geistiger Kapazitaet fehlt, wird man niemals zu einer Einsicht kommen, weil diese Themen emotional besetzt sind. Und viele Menschen koennen sehr wahrscheinlich nichteinmal etwas dazu. Faktoren wie Gruppenzwang und Geltungsbeduerfnis sind sicherlich Katalysatoren und nicht zu unterschaetzen.
Letztendlich wuerde ich sagen: Wir leben in einer vergleichsweise liberalen Gesellschaft, traditionelle Religionen spielen kaum eine Rolle mehr bei den wichtigen Entscheidungsprozessen, also brauchst du dir keine Sorgen machen :-)
Und je aelter du wirst, desto weniger wird deine Sexualitaet eine Rolle spielen, vertrau mir...
Das mit dem Jungen wuerde ich mir ueberlegen, schon allein weil er eine Freundin hat. Dir soll man doch spaeter auch nicht dein Herzblatt ausspannen oder? ;-) Zudem gibt es doch noch sooo viele andere nette Jungs.
Eine Sache wird sich sehr wahrscheinlich etwas bessern, wenn du dich outen solltest: Du wirst als selbstbewusst(er) wahrgenommen und es sollte in deinem Umfeld auch das Signal geben "Kommt, traut euch", zumindest sind dann die Einstellungen sehr viel schneller klar und potentielle Traumprinzen wirst du dann auch viel offener erleben - und sei es nur zum Erfahrungsaustausch & Plausch.
Ich wuensche dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute :super: :super: Lass dich nicht unterkriegen ;-)