Guten Abend,
ich weiß gar nicht wo ich mit erzählen anfangen soll. Hatte gestern Abend schon mal begonnen einen Text zu schreiben, aber der würde den Rahmen sprengen. Ich versuche mich kurz zu fassen.
Seit der Trennung meiner Eltern habe ich meinen Vater vl noch 4 - 5 mal gesehen. Die Ehe meiner Eltern war nicht gut. Mein Vater war alkoholiker und gewaltätig. Er hat mich zwar nie geschlagen aber seine Worte haben mich viel mehr verletzt, als es ein Schlag jemals hätte tun können.
Ich möchte euch auch nicht mit meiner Vergangenheit belästigen, aber kurz gesagt es war nicht schön. Ich habe mich nie von meinem Vater geliebt gefühlt. Seit ich denken kann, hat er mich meine Schwester und meine Mutter terrorisiert und im Laufe der Jahre, wurde es immer schlimmer. Nachdem er nicht mal Halt gemacht hat mit seinem Psychoterror als ich sehr schwer krank war (Krebs) sind meine Mutter und ich ausgezogen. Seit dem Auszug hat er mir nur Steine in den Weg gelegt. Anträge nicht ausgefüllt, Unterhaltszahlungen eingestellt, am Telefon immer über meine Mutter hergezogen,dass ich ein halbes Jahr später für mich beschloss, keinen Kontakt mehr zu wollen. Das ihm auch nichts am Kontakt liegt, habe ich gemerkt, als er die gesamten Fotos von mir bei uns vor die Wohnungstüre schmiss und als er mich als er mich zufällig in der Stadt traf, beschimpfte.
Mitlerweile bin ich 25 Jahre alt, ich habe mein Fachabitur gemacht. Eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und im Jahr 2008 mein Studium begonnen. Ich habe trotz der ganzen miesen Erlebnissen immer die Kraft gehabt, alles zu erreichen was ich mir vorgenommen habe.
Nun habe ich gestern erfahren, dass mein Vater an Speiseröhrenkrebs erkrankt ist und eine Behandlung wohl ablehnt.
Ich habe in den letzten Jahren so eine Wut in mir angestaut weil er mich immer wie ein Stück Dreck behandelt hat und ich davon ausgehe, das er nie einen Funken Liebe für mich übrig hat. Ich habe seit über 8 Jahren kein Wort mehr mit ihm gewechselt.
Meine Mutter hat nie gesagt: Ruf ihn nicht an! Im Gegenteil, sie wollte zwar keinen Kontakt mehr zu ihm aber ihre Kinder sollten trotzdem immer frei entscheiden wie sie mit ihm umgehen wollen. Aber wie oben bereits erwähnt, hatte ich keine Lust auf die ständigen Beschimpfungen.
Trotzdem war ich gestern total geschockt wo ich das mit dem Krebs gehört habe. Zum einen weil ich ja selbst daran erkrankt war und ich durch Krebs meine beste Freundin vor drei Jahren verloren habe. Ich würde so eine Erkrankung nicht mal meinem ärgsten Feind wünschen. Jetzt wo ich weiß das mein Vater früher oder später sterben wird, ich denke maximal 1 Jahr, bin ich total durch den Wind. Auch wenn ich eigentlich nichts gutes über ihn sagen kann, tut es doch weh. Mir gehen 1.000 Gedanken durch den Kopf. Wenn er nicht krank wäre könnte er weiter dort bleiben wo der Pfeffer wächst. Wenn ich über ihn geredet habe, dann war es nur schlechtes. Ich hab mir manchmal sogar gewünscht, das er doch bitte tot umfallen möge, damit der ganze Stress endlich rum ist. Denn egal wie alt man ist, man ist immer mit seinem Vater verbunden und man kann sich ja nicht einfach scheiden lassen wie in ner Partnerschaft.
Wo ich meine ganzen Unterlagen fürs BaföG einreichen musste, hat er es nicht mal geschafft, den Antrag auszufüllen. Ich musste ewig hinter den Unterlagen herlaufen. Habe per Einschreiben Briefe versendet. Erst wenn die Behörden sich eingeschaltet haben, hat er sich dann gerührt. Er hat mir immer nur Steine in den Weg gelegt, aber mir nie geholfen. Er müsste noch nicht mal was zahlen, weil sein Einkommen so niedrig ist. Ich würde den Höchstsatz erhalten und er fiele raus aus Unterhaltspflichten etc, aber selbst das kapiert er nicht. Hauptsache er hat wieder mal die Macht und mir eine reingewürgt.
Ich verstehe einfach nicht, warum ich jetzt doch emotional aufgewühlt bin. Ich denke ich klammer mich irgendwie an eine Hoffnung, dass er doch noch mal auf mich zukommt und sich entschuldigt. Wenigstens das er es einsieht was er alles kaputt gemacht hat. Ich weiß nicht ob ich ihm verzeihen kann aber wenigstens hätte man alles bereinigt. Er sollte sich melden, oder? Aber ich wüsste dann glaub auch gar nicht was ich ihm am Telefon sagen sollte.
Hat jemand einen Rat wie ich mit der Situation umgehen kann?